Künstler*innen

Walter Cunningham *2003, Aarau/*1999, London

  
  

Im Mittelpunkt der Videoarbeit von Nick Walter (er/ihm) und Tara Cunningham (sie/ihr) stehen Szenen des Alltags: Gesichter aus der Nähe wie aus der Ferne, das Atmen, das Sein. Ihre blaue Einfärbung kommt durch die Transformation des Filmmaterials in Cyanotypien: Dadurch erscheinen die Bilder als Negative, welche die andere Seite des Sichtbaren zeigen. Es wird suggeriert, dass wir durch die Aufnahmen hindurchschauen können. Wir sehen Menschen, die Krisen oder sexualisierte Gewalt überlebt haben. Je länger man schaut, desto deutlicher wird die Grenze der eigenen Wahrnehmung. So entsteht eine stille Beobachtung, die weder vereinnahmt noch erklärt. Die begleitende Musik entfaltet ein vibrierendes Feld: Ein Pulsieren zwischen Melancholie und Freiheit, welche das Gewicht des Erlebten trägt und zugleich ein Gefühl von Weite eröffnet. Über drei Jahre gesammeltes Found Footage-Material haben sie verdichtet und digital montiert. «Despite Everything» erzählt davon, wie es ist, im Dasein zu bleiben: Von der Leichtigkeit, die aufscheint, und von der Schwere, die bleibt. 


At the heart of the video installation by Nick Walter (he/him) and Tara Cunningham (she/her) are scenes of everyday life: faces—both close-up and from a distance—the act of breathing, and the state of simply being. The blue tonality of the images arises from their transformation into cyanotypes: they appear like negatives, revealing the reverse side of the visible. It is as if we can look through the recordings themselves. We see people who have survived crises or sexual violence. The longer you look, the clearer the limits of your own perception become. What unfolds is a quiet observation that neither appropriates nor explains. The accompanying music creates a resonating field, oscillating between melancholy and freedom. It carries the weight of lived experience while simultaneously evoking a sense of expansiveness. Found footage collected over more than three years has been distilled and digitally assembled. «Despite Everything» speaks of what it means to endure: the flicker of lightness that emerges, and the weight that persists.